Wenn einer eine Reise tut...


...dann kann er was erzählen! Als wäre das Projekt noch nicht mit genug Verrücktheiten gepflastert,

lasst mich erzählen, was mir eines schönes Morgens binnen kürzester Zeit so alles passiert ist:


Freie Parkplätze sind in BB leider Mangelware.

Deshalb werden manche Autofahrer sehr kreativ, wenn es darum geht, ihr Gefährt irgendwo abzustellen.


Ich saß gerade im Auto und sah den vorbeifahrenden,

verzweifelt nach einer Parklücke Ausschau haltendenden, anderen Verkehrsteilnehmern ein bisschen zu.

Gegenüber von mir stand in einer Parklücke, mit einer Plane zugedeckt, ein Roller.


Wäre der Roller doch nur etwas geschickter abgestellt gewesen

- man möge seinem Besitzer jedoch keinen Vorwurf machen,

da es durchaus auch so gewesen sein könnte, dass der Roller zuerst da war

und die nachfolgenden Autofahrer etwas ungeschickt geparkt hatten

- dann hätte doch da noch...

ja, durchaus noch ein Auto reingepasst.


Das dachte sich dann auch ein junger Mann,

der scheinbar schon längere Zeit erfolglos nach einem Parkplatz gesucht hatte,

denn nur so konnte man es sich erklären, dass der bewusste Mann anhielt

und mit dem Mut der Verzweiflung plötzlich aus dem Auto sprang,

um den Roller etwas zurecht zu rücken:


Parkraum schaffen - Roller muß weg!


Wer jedoch schon einmal versucht hat, einen mit einer Plane zugedeckten,

parkenden Roller umzustellen,

der wird sich vielleicht auch vorstellen können,

dass dieses Vorhaben mit einer gewissen Schwierigkeit verbunden ist,

die einiges an Zeit beansprucht, vor allem wenn sich das Rollermodell

auch noch als ein etwas schwereres herausstellt...


Während der gute Mann also am Roller zu schaffen macht,

bildet sich eine zusehends wachsende Schlange hinter dessen,

ja mitten auf der Strasse stehenden Autos.


Dies wiederum schien dem jungen Mann zunehmends unanagenehmer zu werden,

weshalb er sein Vorhaben in beschleunigter Weise fortsetzte.

Einem der wartenden Autofahrer war dies jedoch nicht schnell genug,

was er sodann lautstark mittels seiner Hupe kundtat.


Dem jungen Mann war jetzt gar nicht mehr wohl, er ließ von dem Roller ab,

sprang in sein Auto und anstatt jedoch weiterzufahren, versuchte er,

sich in die nunmehr etwas größere, aber immer noch sehr kleine Parklücke zu zwängen,

damit der Verkehr wieder fließen konnte. Das konnte nicht gutgehen:

Peng! - da war es auch schon passiert - Roller angerempelt!


Zwar löste sich das Stauproblem jetzt auf, aber das nächste stampfte schon heran,

und zwar in Gestalt des wütenden Rollerbesitzers, der ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt eintreffen musste,

um quasi "just in time" den mit seinem Roller kollidierenden Autofahrer auf frischer Tat zu ertappen.


Rollerbesitzer kontra Parkraumschaffer


Es folgte ein Hin und Her, Plane runter, Roller inspiziert, Plane rauf, diskutiert -

und zu guter Letzt schien dem Roller nichts passiert zu sein,

worauf der vom Schicksal gezeichnete Autofahrer nun endlich seiner Wege gehen konnte.


Auch der Rollerfahrer ging wieder weg. Aber er schien keine rechte Ruhe zu finden:

Kurz darauf kam er wieder und deckte erneut die Plane ab,

um nach einer eventuellen Beschädigung zu suchen:


Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!


Zu guter Letzt zückte er noch Notizblock und schrieb sich das Kennzeichen des Autofahrers auf,

dann erst schien er seinen Frieden gefunden zu haben und ging wieder.

Sicher ist sicher!


Nun war es auch für mich an der Zeit zu gehen. Gerade wollte ich das Auto verlassen,

als vom nahe gelegenen Park ein undefinierbares Gebrüll mein Trommelfell befeuerte.


"Was um Gottes Willen geht da vor?",

dachte ich erschrocken - war das eine randalierende Bande jugendlicher Rowdys

oder womöglich ein aus dem Zoo ausgebrochener, wild gewordener Gorilla?

Den Geräuschen nach hätte es jedenfalls beides sein können.


Das Gebrüll wurde immer wilder und ich überlegte ernsthaft,

ob ich einen Blick in das Parkgelände riskieren oder besser schnell das Weite suche sollte.

Die Neugier war schließlich grösser als die Angst und ich pirschte mich vorsichtig

im Schutz der Pflanzen in den Park.


Ich war einigermaßen überrascht, als ich sah, wer den Tumult verursachte:

Es war ein einzelner, älterer Herr, der schimpfend durch die Parkanlage stapfte.

Die Ursache des Infernos: Ein einzelner Mann


Ich folgte dem Mann noch einige Zeit, da ich ohnehin den gleichen Weg hatte, es war jedoch unmöglich,

auch nur ein Wort von seiner nicht enden wollenden Schimpfkanonade zu verstehen.

An der nächsten Kreuzung trennten sich unsere Wege - der aufgebrachte Herr

lief unbekümmert über die Straße und wäre beinahe noch von einem vorbeifahrenden Auto erfasst worden.

Der Mann mit der eingebauten Vorfahrt



"In dieser Stadt wird einem ja eine Menge geboten", dachte ich bei mir

und obwohl ich für diesen Tag schon genug abenteuerliches erlebt hatte,

zeichnete sich auch schon das nächste Spektakel ab:

Diese verfluchten Drehtüren aber auch - ich mag sie ebenfalls nicht.

Hatte man doch glatt vor einem Toiletteneingang eine solche positioniert -

die war bei meinem letzten Besuch noch nicht da.

Gottseidank hatte ich meine große Blase dabei - das betagte Ehepaar leider nicht.


Eine ganze Weile versuchten sie, den vertrackten Mechanismus zu entschlüsseln,

um sich doch endlich ihrer Last auf menschenwürdige Weise entledigen zu können,

doch die Erbauer hatten scheinbar kein Verständnis für blasenschwache Senioren.

Tücken der Technik - nichts für Blasenschwache!


Schließlich war der menschenfeindlich gesinnten, gierigen Maschine endlich genug Geld in den Rachen geworfen,

da begann sich das Tor endlich zu drehen - leider jedoch nur um eine viertel Umdrehung,

und leider auch ohne den Mann, der bedauerlicherweise in der falschen Position stand und arg ausgebremst wurde.


Tja, was soll man dazu sagen? Dabei hatte der Tag erst begonnen!

Wenn einer eine Reise tut...

...dann kann er was erleben!


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