Das Classic-Rock-Festival

"The great wide open"


Also, an eines hätte ich ja überhaupt nicht gedacht, an diesem herrlichen Samstagmorgen im Juni, und zwar, dass ich in wenigen Stunden dabei sein würde, wenn das große Classic-Rock-Festival in Mühldorf stattfindet.


Der Zufall stand mal wieder Pate - und wie es das Schicksal haben wollte, hielt ich plötzlich eine Freikarte in den Händen, überreicht von einem großherzigen Mäzen und Freund der guten Künste und auch wenn er an dieser Stelle nicht genannt werden möchte, so will ich hiermit doch meinen tiefen Dank aussprechen, denn ohne ihn wäre dieser Bericht niemals zustande gekommen. Nicht auszudenken, dass ich dieses Ereignis beinahe versäumt hätte!


Ja, ihr Lieben, ihr merkt schon, dass ich mal wieder geneigt bin, in Begeisterungsstürme auszubrechen und manch einer mag denken: "jetzt übertreibt er aber" - aber ich habe all das eben in genau dieser Intensität erlebt und möchte es auch so weitergeben und all jene teilhaben lassen, die nicht die Gelegenheit hatten, dieses außergewöhnliche Ereignis mit zu erleben.


Und plötzlich hielt ich diese Karte in den Händen - welch ein Glück!


Gespannt fuhr ich nach Mühldorf, wo das Open-Air-Festival stattfinden sollte. Erstaunlicherweise blieb das erwartete Verkehrschaos aus und ich erreichte mein Ziel ohne Verzögerungen.


Ein teueres Park-Vergnügen


Nachdem die Eintrittskarte schon so günstig war *freu* "kann ich ruhig die gebührenpflichtigen Parkplätze direkt am Eingang nehmen", dachte ich bei mir. Dennoch war ich schon geschockt, als mir die freundliche Dame sage und schreibe vier sauer verdiente Euronen aus dem Geldbeutel lockte - mit soviel hatte ich nun doch nicht gerechnet. Aber egal, das soll es mir wert sein und Parkwächter müssen ja schließlich auch von etwas leben, gelle?


Monstermäßige Bass-Monsters


Als ich das Gelände betrat, war es etwa 13 Uhr und die Anzahl der Gäste war noch überschaubar - das sollte sich am späten Nachmittag gewaltig ändern...


Noch nicht allzuviel los um diese Zeit...


Das Wetter war schon mal prächtig und schließlich stand ich vor der gigantischen Bühne, wo in wenigen Minuten kein geringerer als


Claus Freudenstein's Bass Monsters


auftreten würden. Das ist freilich eher ironisch gemeint, denn wer zum Henker ist Claus Freudenstein und wie zum Geier kommt man auf die Idee, diesen nett klingenden Namen mit "Bass Monsters" zu kombinieren - was kommt wohl als nächstes?


Und dann kam er auch schon: Claus Freudenstein höchstpersönlich. Und nach kurzen Willkommensgrüßen legten sich vier Kontrabassspieler mächtig ins Zeug um so richtig auf ihren Instrumenten abzurocken.


Nach dem ersten Titel meinte Claus so etwas wie "und wer da meint, vier Kontrabässe seien für eine solche Veranstaltung ungewöhnlich, dem werden wir jetzt abhelfen - wir stocken nämlich auf!"


Und binnen weniger Momente standen sage und schreibe zehn Kontrabassist-en und -innen breitgefächert auf der Bühne.

Welch eine kuriose Idee, Rock-Sound pur mit zehn Kontrabässen!

Neben dem tollen Bühnenbild war das eine schöne und ungewöhnliche Einstimmung auf das Event und noch dazu gaben sich hier die Profi-Kontrabassspieler von diversen Philharmonien die Ehre.


Hut - oder besser gesagt Zylinder ab, vor dieser außergewöhnlichen Konstellation!


10 Kontrabässe - das ist schon ein Anblick!


Claus Freudensteins Kontrabass (links auf dem oberen rechten Bild) ist auch etwas ganz besonderes, er stammt aus der Zeit von Beethoven & Co. und heute wurde damit erstmals Rockmusik live auf einer Bühne gespielt.


Die Stimme Israels


Aviv Geffen, hierzulande eher unbekannt, ist ein Sänger aus Israel, der es nicht scheut, brisante Themen anzusprechen und in seiner Heimat von vielen als ein Idol der jüngeren Generation angesehen wird.

Eine Erfahrung wird Aviv Geffen vermutlich nie vergessen: Er war es, der den Israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin gerade noch freundschaftlich umarmte und als letzter in seinen Händen hielt, als dieser wenige Augenblicke später von einem fanatischen Israeli erschossen wird.

...

Als Aviv Geffen mit seiner Band loslegt, wird klar: Jetzt ist der Zeitpunkt, um die Gehörstöpsel einzulegen, nicht jedoch, weil die Musik so schrecklich war, sondern um bleibende Gehörschäden aufgrund der Lautstärke zu vermeiden.


Da ich sozusagen an vorderster Front war, bekam ich jeden Beat hautnah zu spüren:

Ich hatte das Gefühl, mitten in einer Kissenschlacht zu stecken, wo jede Sekunde sämtliche zur Verfügung stehenden Kissen gleichzeitig an jeder Stelle meines Körpers einschlugen - erstaunlicherweise ohne dass sich dabei die Kleidung bewegt hätte.


Was die Qualität angeht, so kann man bei Aviv nicht meckern, er hat seine Hausaufgaben gemacht und präsentiert einen guten Sound mit geübter Stimme und passender Gestik. Die weiblichen Zusschauer werden es ihm nicht verübelt haben, als er sich während eines Songs in theatralischer Weise das T-Shirt vom Körper fetzte und seinen nackigen Body zur Schau stellte.


Alles in allem recht gelungen und durchaus sehens- und hörenswert!


Aviv Geffen in Aktion


Dr. Alexander rät:

"Ihr lieben Leute, passt gut auf euer Gehör auf, wenns noch nicht wehtut, dann ist das noch kein Zeichen dafür, dass eine hohe Lautstärke nicht schädlich ist. Das fatale an der Angelegenheit: Man spürt eine Gehörschädigung nicht sofort, allmählich verabschieden sich die Gehörzellen und man kann verschiedene Frequenzen nicht mehr wahrnehmen. Wenn sich dann meherere Leute unterhalten, fällt es schwer, einzelne Stimmen herauszuhören. Und später braucht man dann womöglich so eine blöde Gehörgurke, dass man überhaupt noch was hört und wie es der Teufel haben will, steht man als Rentner plötzlich auf klassische Musik und bekommt dann die leisen Partituren nicht mehr mit und kann vor Ärger dann nicht mal mehr die Zähne zusammenbeißen, weil das künstliche Gebiß schon so teuer war. Also lieber vorbeugen!"



Alex hat schon mal sicherheitshalber Ohrstöpsel drin,

während im Hintergrund der halbnackte Rocker singt



Die Lady mit dem Quietschophon

Während des Bühnenumbaus kam man als aufmerksamer Beobachter nicht umhin, die eine oder andere amüsante Begebenheit zu entdecken. Als sich die Bühnenarbeiter aufmachten, die Instrumente für die nächste Gruppe aufzubauen, fiel eine zurechtgeschminkte Diva auf, die einige Herren im Schlepptau bald hierhin und bald dorthin kommandierte, um für ein perfektes Bühnenbild zu sorgen.


Kopfzerbrechen bereitete ihr aber vor allem ein seltsam aussehendes Instrument mit diversen Antennen, welches partout nicht funktionieren wollte. Immer wieder fingerte sie und herbeizitierte Techniker erfolglos daran herum, bis der Himmel dann doch endlich ein Einsehen hatte und das Teil endlich seine Quietschgeräusche von sich gab - und schon hatte ich auch prompt einen Namen für das kuriose Gerät: Quietschophon - so muss das Ding heissen!


Hmm, sagt Dir Dolcenera was? Nein? Das ist die Frau, die schon am Zuckerhut gespielt hat mit Zucchero gespielt hat *gg* und bereits diverse Auszeichnungen für ihr Talent einheimste.


Ich habe aber noch eine viel bessere Beschreibung für diese Frau: Sollte Dir mal eine gut aussehende Italienerin unterkommen, die mit der linken Hand einen virtuellen Blasebalg bedienend und mit der rechten Hand scheinbar zitternd eine Antenne zu greifen versucht, während sie selbst dazu die seltsamsten Geräusche von sich gibt,

dann handelt es sich dabei eindeutig um Dolcenera

mit ihrem Quietschophon!


Dolcenera mit Quietschophon


Dass die gute Frau aber auch andere Talente mitbringt, kann man auf folgender Collage unschwer erkennen: Tolle Stimme am Mikro, und vor allem am Keyboard macht sie eine gute Figur *räusper*

Dolcenera bei der Arbeit


Heiliger Moses!

Nach vier Stunden brauchte ich unbedingt mal eine Pause. Raus aus dem Stadion und ein ruhiges Fleckchen zum ausruhen. Gesagt - getan, aber es war nicht einfach, denn plötzlich schienen die Schleusen aufgemacht worden zu sein und hunderte von Menschen strömten mir entgegen. Ob das wohl mit der nächsten Band zu tun hat??


Nach einer kurzen aber erholsamen Ruhepause fühlte ich mich gewappnet für die nächsten Ereignisse. Wieder Menschenmassen - diesmal schoben sie mich in die richtige Richtung.


Und auf dem Weg in Richtung Bühne dröhnte mir auch schon ein bekannter Sound entgegen: "Holy Moses met the Pharao..." sangen die Burschen mit markanter Stimme - alles klar, das ist der weltbekannte Song "All you Zombies" von den Hooters!


Als ich näherkam, erkannte ich auf den ersten Blick die Power und die Qualität der "Jungs", die wirklich erste Sahne war!

Von wegen "Rentnerband" - hüpften herum wie die Leichtathleten, ein Elan auf der Bühne, das muss man gesehen haben:

Immer in Bewegung, bald dieses, bald jenes Instrument zwischen den Fingern und immer mit der Routine der Profis gespielt - einfach SAGENHAFT!

Spätestens jetzt war mir klar: Dieser Tag ist einer der ganz besonderen, die man lange in Erinnerung hat!

Erstaunlich auch, wie viele gute Lieder diese Band doch herausgebracht hat, wird mir dann bewußt, als ich fast alle Lieder gut kenne. Und dann dieser tolle irische Touch im Sound.

Aber was rede ich lange, ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

Die Hooters - Spitzensound, Spitzenband!


Alles Roger?

Na, nicht so ganz...

Als erstes fuchste den guten Roger Hodgson, der als nächstes auftreten sollte, das Keyboard und flinke Hände versuchten alles, die Show weitergehen zu lassen, während ein Ansager dem nun schon längere Zeit gespannt wartenden Publikum noch eine weitere halbe Stunde Wartezeit androhte. Es sollte nicht die einzige Panne bleiben...


Doch fangen wir nochmal an, denn einen so klasse Musiker möchte ich schon ordentlich vorstellen:

Roger Hodgson - nicht vielen ist dieser Name geläufig, aber seine Stimme kennen die meisten.

Er war es, der vor Jahren die Band Supertramp gründete und viele bekannte Songs mit seiner faszinierenden Stimme gesungen hat. Wer kennt nicht "Giva a little bit" oder "It's raining again" - oft gespielt und gerne gehört sind die bekannten Lieder der Gruppe aber nur der Gipfel eines gigantischen Repertoires von Musikstücken ganz außergewöhnlicher und abwechslungsreicher Machart möchte ich sagen, und wer sich mit der Band näher befasst hat, wird unbedingt der Behauptung beipflichten müssen, dass hier einige ganz großartige Werke entstanden sind.


Was besonders gefällt, ist, wenn neben musikalischer Qualität auch noch Inhalt und Aussagekraft vorhanden sind - bei Supertramp auf jeden Fall der Fall!

Eine Augenfreude waren auch immer die Platten- und CD-Cover, welche stets künstlerischen Wert hatten und immer überraschend und erfrischend anders waren als der übliche 08/15 Ramsch.


Genug des Lobes, da stand sie nun vor mir, die "lebende Legende":

Roger Hogdson

1. Eindruck: Außerordentlich sympathisch

2. Eindruck: tolle Stimme

3. Eindruck: siehe 1.


Sofort lebte in mir die Erinnerung auf, als ich die bekannten Klänge zu hören bekam. Das unverkennbare E-Piano, das Saxophon - alles mit eigener Seele, neigt man zu glauben.

Begleitet wurde Roger von einem weiteren Musiker,

der auch einige Gesangsparts übernahm.

Roger Hodgson (Gitarre) mit Begleitung


Wen wundert es da, dass sich außer mir auch

noch andere Fotografen um ein Foto bemühten:

Aller guten Dinge Fotografen sind drei ;-)


Wie schon angedeutet, gab es noch einen kleinen Wehrmutstropfen:

Roger hatte mit seiner Stimme zu kämpfen. Nach ein paar Songs meinte er zu uns, wir sollten ihn doch begleiten und kräftig mitsingen. Wie ärgerlich war es da für mich, dass ich die Texte so wenig kannte! Naja, zumindest die Refrains kennt man, aber die Lieder sind ja doch sehr textreich und auch noch alles in Neudeutsch!


- sorry Roger, hätte ich das früher gewußt, ich wäre gerne für Dich eingesprungen... okay einige dieser verdammt hohen Stellen musst Du doch wieder selber singen, aber das meiste kriege ich schon hin... ;-)


Nichts desto trotz war es ein tolles Erlebnis, wohl nicht nur für mich, da sich trotz der heiser werdenden Stimme von Roger die Zuhörer begeistet Zugabe forderten. Aber verständlicherweise konnte er diesem Wunsch nicht nachkommen und war wohl erleichtert, als er seinen "Pflichtteil" erfüllt hatte.

Pflichtteil gemeistert - Abschied ohne Kür,

aber schön wars trotzdem!


Roger Hodgson - eine Klasse für sich!


Nach nun insgesamt über sieben Stunden brauchte ich noch mal eine "Auszeit" und wieder schlängelte ich mich durch Menschenmassen nach draussen. Immer noch strömten neue Gäste ins Stadion, kein Wunder denn auch die nächste Gruppe hat es zu Weltruhm gebracht und war bereits eifrig bei den Vorbereitungen.


Als ich den Parkplatz betrat, musste ich dem Parkwächter versichern, dass ich auch mein Auto dort hatte - "der Mann nimmt seinen Job ernst und hat sich seinen Anteil an den Parkgebühren verdient!", dachte ich bei mir und legte sodann ein kleines Nickerchen ein, um für den großen Show-Down gewappnet zu sein, denn es standen noch zwei große Bands auf dem Programm.

Frisch ausgeruht betrat ich das Stadion erneut und

STATUS QUO

empfing mich bereits mit ihrem Mega-Sound

Toller Anblick: Status Quo mit weißen Lautsprecherboxen

Die Band brachte gute Stimmung ins Publikum,

und spielte bis in den Abend hinein.

Ein kleiner Junge auf dem Rücken seines Vaters

klatschte ganz begeistert mit:

Ein kleiner Status-Quo-Fan


Der Gema-Mann

Als ich mich an die Bühne "rangearbeitet" hatte, fiel mir ein furchtbar wichtig erscheinender Mann ins Auge, dessen Aufgabenbereich sich mir nicht auf Anhieb erschloss. Er stieg auf das Geländer, welches die Bühne von den Zuschauern trennte und rief den Leuten ständig irgend etwas zu.


Ich kümmerte mich nicht weiter darum, bis unversehens von der Seite seine Silhouette auftauchte und er mich während meiner wichtigen Fotografierarbeiten zu unterbrechen wagte. Er schrie mir zu:

"Filmen ist hier nicht erlaubt!"

"- Hä", dachte ich, "was läuft den jetzt für ein Film?!" und plärrte zurück:

"Aber knipsen darf man doch wohl!"

Seine Antwort habe ich nicht mehr verstanden, da Status Quo sich mittlerweile auf die mir zugewandten Bühnenseite bewegten und energisch in die Gitarrensaiten greifend sich bemühten, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen, was weitere urheberrechtliche Diskussionen am Bühnenrand von vorne herein zum Scheitern verurteilte.

Dem Kontrolleur ist nix zu schwör - einer gegen alle

(Visage wurde rechtlicherseits verfremdet...hallo Deutschland

- Einigkeit und Recht und (Presse-)Freiheit! ;-)

Status Quo zupften derweil an den Gitarren, was das Zeug hielt


- ohne Worte -


Der Staubsauger-Mann

Eine Band stand noch aus und dabei handelte es sich scheinbar um eine, die besonders etepetete war - wie sonst sollte man erklären, dass die Bühne diesmal pingeligst gesaugt wurde?! Passt das denn alles überhaupt zum Rockband-Image?


Egal, jedenfalls sorgte der Mann mit dem Staubsauger für Abwechslung und einige lustige Kommentare aus dem Publikum - was dem fleißigen Bodenpfleger nicht entgangen war: Nach Fertigstellung seiner gründlichen Saugarbeit streckte er den Saugrüssel in siegesreicher Geste seitlich in Richtung Publikum nach oben, was ihm sogleich den Beifall einiger Zuschauer bescherte.


Der Schuß ging jedoch nach hinten los, denn dummerweise kam ihm dabei der Saugschlauch zwischen die Füsse und - hoppla - wäre der gute Mann doch beinahe noch auf die Schnauze gefallen, fing jedoch nach einigen ungelenken Stolperschritten das ihm abhanden gekommene Gleichgewicht wieder ein und verließ schnell die Bühne, worauf sogleich die vereinzelten Klatscher unterbrechungsfrei in ein schadenfrohes Gelächter übergingen.

Der Staubsauger-Mann


Endlich war es so weit: Die Bühne tipptop rausgepuzt und neu gestaltet, bereit um die letzte Herausforderung des Tages anzutreten, die da hieß

Deep Purple

Und was kann ich dazu groß sagen? Ich lernte die sehr erfolgreiche Rockband aufgrund einiger Fans in meinem Umfeld schon als kleines Kind kennen. Und obwohl sich im Laufe der Jahre mein Deep-Purple-Konsum zurückgeschraubt hat, war es doch wieder ein Erlebnis, die alten Lieder nach so vielen Jahren einmal live zu hören.

Wer hätte gedacht, dass diese Band, deren Mitglieder häufig wie kaum eine andere wechselten, die sich zwischendurch auflöste und dann neu gründete, noch immer mit solch einer Faszination spielen kann.

Der coole Kreischer

Ian Gillan, der Sänger der Band überzeugte von Anfang an mit einer unglaublichen Bandbreite seiner Stimme. Energiegeladen brüllte er die Vocals ins Micro, wechselte ohne Mühe vom Gesang ins Kreischen und Schreien und das mit einer solchen Lässigkeit, dass es einfach nur Riesenspaß machte, zuzuhören.

Viele Sänger haben ein Gitarre, an der sie sich "festhalten" können - Ian braucht so etwas nicht. Die Stimme alleine genügt. Seine Bewegungen sind stimmig, ein Energiebündel, das dort auf der Bühne tobt - aber - und das ist das Entscheidende - Mühelos, spielerisch und dabei immer wieder lachend und gute Laune verbreitend.

Mühelos gute Laune verbreitend!

Dieser Mann hatte die Fähigkeit, seine gute Laune im nu zu transformieren und auf das Publikum zu übertragen. Und so seltsam es anmutet, verbreitete diese doch recht harte, ja psychedelische Rockmusik gute Laune.

Ich stand vor einem Rätsel:

Wie geht das denn, mit so einer "agressiven" Musik eine so gute Stimmung zu schaffen?

Das ist doch eigentlich ein Widerspruch. Und doch war es so.

Dafür löste sich ein anderes Rätsel - das des Staubsaugers:

Täusche ich mich oder war Gillan tatsächlich barfuß auf der Bühne?? Doch, doch, ich glaube, er war es!

Und den "kleinen Mann im Ohr", den so viele Musiker haben, damit sie ihre eigenen Gesang richtig hören, hatte er auch nicht - dieser Mann braucht wirklich nur ein Mikro um auf der Bühne mit sanfter Gewalt kontrolliert zu explodieren - ob das Ding überhaupt eingeschaltet war? ;-)

Du fragst mit Recht: "Nach soviel Lob für den Sänger,

was bleibt da noch für die anderen Bandmitglieder übrig?"

Und ich sage einfach: "Laßt Bilder sprechen":

Also kurz gesagt, die komplette Band war spitze und das muß wohl so sein, denn spielt ein einzelnes Mitglied nicht gut, dann kommt auch der Gesang nicht so gut rüber - bei Deep Purple gabs in dieser Hinsicht jedoch nix zu meckern!

Mister Hammond

Ein besonderer Ohrenschmaus war natürlich der Deep-Purple-typische Hammond-Orgel-Sound

und hier zog Don Airey wirklich sämtliche (Orgel-)Register:

Wie ein Besessener hämmerte auf seine Tastenmaschinen ein und spielte einen so variatonsreichen ultraschnellen Sound, dass sich der Zuhörer unweigerlich fragen musste, wie ein einzelner Mann aus seinen Instrumenten so viel herausholen konnte.

Zwischendurch glaubte ich wirklich, weit mehr als zehn Finger gezählt zu haben, und dem Sound nach müssen es wohl so um die zwanzig gewesen sein ;-)

Immer wieder prasselten seine Finger, Handrücken (und sonstige Extremitäten?!) auf die Geräte ein, dass es eine wahre Freude war - und das Beste dabei: ES KLANG AUCH NOCH GUT!!!

Zwischendurch grinste er dann auch noch verschmitzt hinter seinen Geräten hervor - klasse!

Don Airey präsentierte sämtliche Deep-Purple-Songs mit einer hervorragenden Leistung, während eines Solos blühte er dann aber so richtig auf:

War es bislang so, dass man kopfschüttelnd vor sich hinstaunte, dann bekam man den Mund nun gar nicht mehr zu:

Eine 1-A-Präsentation sämtlicher Stilrichtungen, von Klassik über Country, Rock und was-weis-ich, sogar eine Interpretation von "In München steht ein Hofbräuhaus", die der gute Don da in höchster Perfektion herunterspielte

- Mir fehlen die Worte -

Ein himmlisches Keyboard/Orgelsolo - ein tosendes Publikum


The deepest Purple!



Resümee

Was fehlte:

Wildgewordene Hells-Bells-Rocker, die mit ihren schlammspritzende Motorradhinterrädern die Wiese in einen Schlammhaufen verwandelten und gefährliche Amokläufer, Bombenattentäter, und sonstiges Gesocks blieb diesem Konzert gottlob fern, und auch besoffene, bierkrugwerfende Halbstarke musste man mit der Lupe suchen.

Das einzige, was geworfen wurde waren diverse Utensilien der Musiker und diese wurden dankbar von den Fans aufgenommen.

Respekt vor der Arbeit der Security, stundenlang wachten Sie über einen geordneten Ablauf, und standen in bester Man-in-Black-Manier mit unbewegter Miene vor der Bühne und waren sich dennoch nicht zu schade, einem Fan das weggeworfene Hooter-Plektrum (das ist das Teil mit der man die Gitarren-Saiten zupft) aufzuheben.

Die Dankbarkeit des Fans zauberte für einen kurzen Augenblick den Anflug eines Lächelns in das Bierernste Gesicht des Aufsehers - also doch kein Roboter, schön Dich zu sehen!

Insgesamt ganz prächtig organsiert, eine tolle Veranstaltung, ein besonders Erlebnis,

einen Tag, den man nicht vergisst!

Empfehlenswert!

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